Das Abenteuer nimmt Fahrt auf

Nach Montenegro ging es also weiter in den Süden. Das nächste Land heißt Albanien. Doch Schritt für Schritt. Die 3 Nächte, die ich in Kotor (Montenegro) hatte waren sehr abwechslungsreich.

So habe ich während dieser Zeit mit ein paar Menschen näher Zeit verbracht. Mit J der 50+Jahre alten vielredenden Engländerin, die alleine auf Reisen ist und es wirklich schwer hatte mit meiner Ironie, aber auch gut am Austeilen war gegen mich. Simón, der in dem Hostel gearbeitet hat und als Drummer wirklich beeindruckend die Handpan gespielt hat. Zudem er auch eine Cajon und Gitarre, sodass wir an einem Abend gemeinsam Musik für die anderen Gäste es Hostels machen konnten, was mir sehr guttat mal wieder Gitarre zu spielen und zu singen. Mit Vanessa habe ich einen Tag gemeinsam mit Sightseeing und wirklich bereichernden Gesprächen verbracht.

Manchmal ist es beeindruckend, dass man mit vermeintlich fremden Menschen sehr schnell sehr nahe ist und sich mit diesen geborgen fühlt.

Nach den 3 Nächten und dem vorübergegangenen Sturm, wurde es dann also wieder Zeit auf das Rad zu steigen. Es kribbelte schon ziemlich, mich wieder in Bewegung zu setzen.

Bis auf die Tatsache, dass ich nun erst einmal einen ziemlich langen Anstieg (1000+ hm) zu Beginn der Tour hatte, wusste ich eigentlich nicht, was mich an diesem Tag, meinem letzten in Montenegro erwarten wird. Der Anstieg, mit 27 Serpentinen, brachte mich hinter die Bergkette, die ich von Kotor aus gesehen hatte. Oben in den Bergen angekommen, war es schlagartig ruhig und noch sehr vereinzelt kleine Bergdörfer, die aber auch nicht so richtig einen belebten Eindruck gemacht hatten.

Von über 1200 m Höhe ging es dann wieder abwärts in Richtung Skadarsko-See. Wenn man sich zuvor nicht wirklich mit dem, was vor einem liegt, auseinandergesetzt hat, kann man ja eigentlich nur überrascht werden, aber hier wurde ich auf eine Art und Weise überrascht, die mich beeindruckt hat. Plötzlich wurde die Natur so sehr viel grüner und hatte schon irgendwas von Urwald (ein besseres Wort fällt mir nicht sein). Je näher man dem Skadarsko-See kam, umso eher wurde die Natur zu einem großen Feuchtgebiet mit viel Schilf und den ersten Flüssen, die sich durch das dicht bewachsene Land zogen.

Verfolgt wurde ich den ganzen Tag bis zum Mittag von sehr bedrohlichen Wolken hinter mir. Als wäre es gestimmt gewesen hat sich der Himmel während meiner Mittagspause kurz geöffnet, um alles zu an Wasser loszuwerden.

Gestärkt durch ein warmes Mittagessen im Trockenen bin ich in voller Regenmontur in den anhaltenden Regen gestartet, konnte dann aber nach und nach mich bis zum Nachmittag von Regenjacke und Co. erleichtern.

Die Nacht hatte ich wegen erneuten starken Regenankündigungen in einer privaten Unterkunft verbracht. Bevor ich dort meine Augen am Abend schloss, habe ich noch den einstündigen Weg hin und zurück zum nächsten Dorf Virpazar auf mich genommen, um Abendessen zu gehen und dann sogar bei Sonnenschein.

Auf dem Heimweg war ich nicht alleine und hatte die Stunde Weg eine echt nette und zum verliebende vierbeinige Begleitung.

Der nun bevorstehende Tag führte mich stets entlang des Sees und hier fing mein nun fast anhaltendes 2-tägiges Staunen über die Natur und die Landschaft an.

Ich muss schwer an mich halten, um nicht alle 500 m stehenzubleiben und den Foto herauszuholen.

Ein Gefühl macht sich in mir immer größer:

Ich bin angekommen, angekommen im Neuen, angekommen im Aufregenden, ich glaube, ich bin angekommen in meiner Reise!

Als Ziel für diesen Tag habe ich mir den Fluss Drin in Albanien gesteckt. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Überschreiten der Grenze nach Albanien überfordert war. Die Kultur und das Leben auf der Straße und vor mir änderte sich schlagartig. Um mich ein wenig zu orientieren und meine eSIM für das Internet in Albanien zum Laufen zu bringen, habe ich mich an den nächsten Fluss gestellt, um mich kurz zu sammeln und klar zukommen…

Da kam von einem gestimmt 300 m entfernten Restaurant der Kellner herbeigeeilt, mit den Worten „hello hello hello, do you need help?“. Er meinte, ich solle doch auf ein Essen und ein Kaffee erst einmal reinkommen. Irgendwie schien man mir anzusehen, dass sich mein Wohlbefinden zu diesem Moment nicht im positiven Anschlag befand 🙂

Er zeigte mir einen Platz, der Kamera überwacht war, an dem ich mein Fahrrad abstellen konnte. Und ich hatte erst einmal einen großen Kaffee, eine Portion Spaghetti und eine nette Unterhaltung auf Deutsch mit einem Menschen, dem Kellner, dessen Name ich leider nicht erfragt habe, der vor vielen Jahren auch Radfahrer in Europa war und gebürtige Albaner. Gestärkt und mit zwei vom Kellner zugesteckten Apfel machte ich mich dann so also auf dem Weg zu meiner heutigen Übernachtungsstelle. Ich fand ein Restaurant, neben dem ich mein Zelt aufschlagen durfte. Die Aussicht an diesem Ort war super, so auch das Essen und ich war der einzige Gast, was bedeutete, dass ich den Abend mit Mutter, Vater, Tochter und Sohn in der warmen Stube saß und bei Forelle mit Brot und Salat den Abend ausklingen ließ.

Die Nacht war kurz. Gerade als ich die Augen schloss, haben sich mehrere Hunde direkt neben meinem Zelt eingefunden und eigentlich die gesamte Nacht gebellt oder gekämpft. Geräusche, die ich von mir gab (z.B. Umdrehen auf der Isomatte) oder andere Hunde, bestärkten den Drang nach Bellen noch mehr. Der Wecker klingelte bereits um 5 Uhr am Morgen.

Da ich meinen Abstecher in die hohen Alpen von Albanien, wegen zu viel Schneefall in den vergangenen Tagen, absagen musste, entschied ich mich an diesem Abend kurzerhand am nächsten Morgen eine Fähre, die es hier in den Bergen gibt, zu nehmen, um etwas tiefer ins Landesinnere zu kommen. Diese Entscheidung beinhaltete jedoch, dass ich nach geplanter Fährenankunft um 11:30 Uhr noch eine Strecke von 70 km+ und 1700 hm an diesem Tag zu bewältigen hätte, um in das nächste Dorf mit einer Unterkunft zu kommen. Die folgende Nacht im Zelt wollte ich ausschließen, weil, erstens recht hoch in den Bergen und zweitens war wieder richtig doll Regen angekündigt. Und ja… es wird sich noch herausstellen, dass es absolut richtig war, für diese Nacht ein Dacht über dem Kopf zu suchen.

Die Beschreibung dieses Tages versuche ich kurzzuhalten, da er mich wirklich überwältigt hat und ich denke, dass Fotos hier viel mehr aussagen.

5 Uhr Wecker, Frühstück, Zeltabbauen und 1,5h mit 20 km und 500 hm zur Fähre um 9 Uhr über holprige Straßen. Plan ging auf, Fähre erreicht.

Diese Fähren Fahrt war gigantisch. Sie erinnerte mich an den Milford Sound in Neuseeland (dort war ich 2014) nur in klein… Schiff kleiner, Berge kleiner, Erlebnis genauso groß. Hier auf der Fähre habe ich schon ein französisches Paar kennengelernt, die mit Ihrem Defender bis in die Mongolei wollen. Diese werde ich wieder treffen.

Nach der fast pünktlichen Ankunft um 12:00 Uhr, lag nun also noch einiges vor mir. Doch ich hatte Bock. Denn ich war voll angefixt von dieser Landschaft und wollte mehr sehen. Also los und rein in den ersten 700 hm Anstieg. Im Hintergrund immerzu die weißen Berge und immer vor mir die lange kurvige Straße, die sich entlang der gefühlt ewigen Berghänge zieht. Hoch und runter schlängelte es sich. Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich sehr klein, ein kleiner Mann in einer großen weiten Welt. Denn ich sah nur sehr wenig Häuser und Menschen auf dieser Strecke. Vielleicht 3 Fahrzeuge und eigentlich nur leere Häuser. Doch die Landschaft machte es sehr kurzweilig.

Den ganzen Tag habe ich im Hinterkopf den Gedanken gehabt, dass ich mich mit dieser Tour hoffentlich nicht übernommen habe. Mit näher kommendem Ziel und der Möglichkeit der Abschätzung der Ankunftszeit, wurde dieser dann von einem anderen Gedanken abgelöst: „Ajo klar… Ich glaub’ des passt… let‘s get nutty“. Das gibt dann noch mal einen Aufschwung und am Ende des Tages standen dann weit über 2000 hm auf der Uhr und das mit diesem 50 kg Bock. Stolz war ich schon, muss ich sagen.

Zirka 3 km vor Fushë-Arrës, meinem Ziel für den Tag, überholte ich einen jungen Mann, der mich dann auf dem Rad sogar noch bis zu meinem Hotel führte.

Der Abend und der folgende Tag hat mich noch zum Verzweifeln gebracht, alles in allem wurde die Zeit in Fushë-Arrës doch noch zu einem tollen Erlebnis. Aber das dann in meinem nächsten Beitrag, der dann wieder kürzer wird… versprochen.

Aber so viel sei noch gesagt, die Nacht im Hotel war goldrichtig, denn es hat über die Nacht um am nächsten Morgen richtig doll geschneit, was also einen Pausetag zur Folge hatte. JA… Schnee

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Kommentare

7 Antworten zu „Das Abenteuer nimmt Fahrt auf“

  1. […] habe es HIER geschrieben, dass ich also nach einem beeindruckenden aber auch langen Tag in Fushë-Arrës […]

  2. Sabine C

    Ich beneide dich und ich bewundere deinen Mut so ganz alleine. Die Hotels hast du spontan gebucht und wie gefunden?
    Fragt die Bine

    1. Danke für deine Worte. Ja die Unterkünfte suche ich immer spontan wenn ich meine eine Unterkunft zu brauchen. Besonders wenn ich in einer Stadt sein möchte macht es schon Sinn. Da wird es mit dem Zelt nicht so einfach :/

  3. Kelle

    Nice Pix und nussige Greetz

    1. Ai da sag ich amol Danke

  4. Alex:)

    Danke für die vielen wundervollen Eindrücke die du auf deiner Reise sammelst und mit uns teilst! Und vor allem dass wir durch deine Berichte so richtig nah mit dabei sein dürfen! Das macht richtig Spaß und lässt auch hunderte Kilometer entfernt das Herz höher schlagen!

    1. Ein ganz klein wenig fühlt es sich auch für mich so an als könnte ich euch mitnehmen auf meine Reise 🙂