Woche eins, schon eingerollt?

Eine Woche wie im Flug

Trotz, dass es nun erst 7 Tage sind an denen ich unterwegs bin, konnte bereits jetzt schon so viele Eindrücke sammeln. Wo soll ich anfangen? Bei den einfachen Sache:

Hard Facts

Wetter

Ich hatte an Wetter bereits schon alles dabei. Sonnenschein, dass ich mir nun doch schon eine Sonnencreme, zwar noch nicht benutzt, aber bereits gekauft habe, was ich eigentlich frühestens in Kroatien machen wollte. Besonders in den ersten Tagen habe ich auch Schneefall, Hagel und auch immer mal wieder echt üble Sturmböen gehabt. Dominierend ist momentan noch das schlechte Wetter. Aber das gute Wetter und der Süden ist ja in Sicht.

Menschen

Im Vorhinein, also in meinen Vorstellungen meiner Reise, waren hauptsächlich Bilder in meinem Kopf in denen ich gemeinsam mit meinem Rad unterwegs bin und dann Abends alleine mein Zelt aufschlage. Sehr selten waren andere Menschen in diese Vorstellungen. Aber eigentlich bei fast jedem Stop, komme ich mit Menschen ins Gespräch, da ich mit meinem Rad doch irgendwie mehr auffalle als ich dachte. So entstehen immer wieder nette Gespräche, wie der türkische Dönermann, der mir einen Döner+Fanta ausgibt, nachdem er zunächst ungläubig erfahren hat, dass ich vorhabe auch durch die Türkei zu fahren. Hier und da bekommst man etwas zusätzlich an Essen zugesteckt oder man bekommt sofort von Radreisen erzählt, die sie gemacht haben. Es scheint so, als sei man als Radreisender oftmals ein gern gesehener Gast.
Bisher habe ich noch keinen Moment gehabt an dem im mich einsam gefühlt habe.

Strecke

In dieser ersten guten Woche, wobei hiervon einen Stadtbummel/Kaffeeüberdosis Tag in Augsburg hatte, fand mein Bobbes schon fast 57 Stunden seinen Platz auf dem Sattel und ich habe 1011 km mit 11010 hm zurückgelegt. Unter Follow me kann meine gefahrene Strecke in einer Komoot-Collection angezeigt werden.

Nach dem ich die bekannte Bergstraße verlassen habe ging es durch das Schwabeländle und eher ländliche Gegenden. Ab Augsburg wurde die Strecke dann einfach immer schöner, was bestimmt auch daran lag, dass ich von diesem Zeitpunkt an immer wieder die Alpen vor mir hatte und and diesen Tagen das Wetter deutlich deutlich besser war. Vorbei an den vielen Seen des bayerischen Voralplenlands, inclusive Tegernsee, ging es dann nach Österreich.
Vor der Alpenüberquerung hatte ich im Vorhinein doch etwas Respekt. Doch das lief alles top.

Meine Bisherigen Strecken waren:

  • Darmstadt – Ittlingen
  • Ittlingen – Welzheim mit Zwischenstopp in Lauffen am Neckar
  • Welzheim – Augsburg mit KaffeeTag in Augsburg
  • Augsburg – Tegernsee
  • Tegernsee – Salzburg
  • Salzburg – Böckstein in den Alpen (🚂Tauernschleuse nach Mallniz)
  • Mallniz – Kranjska Gora (über Wurzenpass 😮‍💨)
  • Kranjska Gora – Vipava via Ljubiljana (dem Regen versuchen zu entkommen)

Fahrrad

Bis auf die Tatsache, dass es natürlich angenehm wäre, wenn mein Rad in Summe etwas leichter wäre, so bin ich bisher mit dem Rad doch wirklich zu frieden. Auch großartig umpacken musste ich noch nicht. Da ich das nun fast 50kg schwere Rad sogar den extrem steilen Wurzenpass von Österreich nach Slovenien hochgetrieben habe (wenn auch mit ziemlich viel Anstrengung), werde ich erstmal an dem Gewicht auch nichts ändern. Pannen gab es bisher noch keine so richtig. Lediglich beim Einrollen in Augsburg habe ich bemerkt, dass mein Hinterrad deutlich weniger Druck drauf hat und alles mit Dichtmilch voll war… nachgepumpt… aufgesattelt… weitergefahren.
Ich werde bei Gelegenheit hier auf der Seite mal eine Seite „Pannen“ einführen in denen ich die hoffentlich verschwindend geringe Anzahl der Pannen auffahre und vermerke.

Essen

Viel und in jeder Form. Ich habe mir fest vorgenommen mit meiner Ernährung auf dieser Reise immer am Ball zu bleiben, da ich zuhause auf langen Ausfahrten das Essen über den Tag hinweg meistens viel zu kurz kommen lasse. Etabliert haben sich nun 4 feste Mahlzeiten (Frühstück, 11Uhr frühes Mittagsessen, 14Uhr spätes Mittagsessen und ein Abendessen). Und Snacks für zwischendurch sind in einer Lenkertasche immer griffbereit. Achja und hier und dort gibt es mal noch einen schnellen Kaffee und der schmeckt mindestens ca. 5,3 mal so gut wenn neben dran noch ein Stückchen Käsekuchen liegt. Schließlich muss ja auch mal getestet werden ob in BaWü oder Bayern oder wo auch immer der Käsekuchen auch so gut schmecken kann wie bei Café Bauer im ODW oder eben wie bei Mama (natürlich ist der von Mama und Oma der beste).

Schlafen

In meinen bisher 9 Nächten auf der Tour habe ich erstaunlich oft in einem warmen Bett bzw. mit der Isomatte auf dem Boden geschlafen. Nette Menschen die mich beherbergt haben, gab is bisher also viele. Auch diese Zeilen schreibe ich aus einem warmen Zimmer mit Bett und Schreibtisch bei meiner Winzerfreundin Irena in dem Vipava-Weingebiet in Slovenien, die ich schon seit einigen Jahren besuche.

Die 3 Nächte unter freiem Himmel in meinem Zelt waren Ende März auch noch wirklich kalt, bis unter den Gefrierpunkt, so dass ich gerade noch wirklich froh bin wenn ich Morgens meine Augen im warmen und trockenen auf mache.

Wobei beschweren möchte ich mich nicht, da ich in diesen 3 Nächten mein Zelt immer unter einer Überdachung aufbauen konnte und somit die nächtlichen Regenschauer mich in Ruhe gelassen haben.

Warm werden mit der Reise

So, das waren die grob angerissenen und harten Fakten über meine ersten Tage auf meiner Reise. Die Planung von Essen, Unterkunft und eben dem eigentlichen Radfahren nimmt schon die meiste Zeit des Tages in Anspruch. Daneben bin ich aber auch noch dabei mich an die Routinen und den Gedanken, dass ich nun eine so lange Zeit auf dem Rad bzw. unterwegs verbringe anzufreunden und warm damit zu werden.
Noch bin ich ziemlich in einem „Schnell-Schnell-Schnell“ Modus. Diese Energie hat mich eben auch in so kurzer Zeit bis hier nach Vipava in Slowenien gebracht. Als ich gestern die letzten beiden Anstiege, um nach Vipava zu kommen hochgestrampelt bin, habe ich dann doch gemerkt, dass mein Körper nach etwas Pause und Erholung fragt.
Das schlechte Wetter (Blick aus meinem Zimmer),

Blick auf Stari grad Vipava

die sehr große Gastfreundschaft von Irena und Ihrer Familie mit viel gutem, und zum allergrößten Teil selbst hergestellten Essen und Wein und der Kombination mit meinen doch recht müden Beinen, hat mich zu dem Entschluss gebracht, hier wirklich 2 Tage mal die Füße hochzulegen.
Eigentlich war es garnicht geplant, gestern bereits in Vipava anzukommen. Der Plan war, den Vršič-Pass zu überfahren und in 2 weitern Tagen entlang der Soča und den Besuch ein paar meiner Lieblingsorte hier in Slowenien in dieses Weingebiet Vipava zu kommen. Die enorm schlechte Wettervorhersage, hat mich dann dazu gebracht dass ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag aufgewacht bin und den Gedanken im Kopf hatte, schon sehr früh am morgen loszufahren, um dem aufziehenden Regen, welcher ab ca. 12 Uhr vorhergesagt war, zu entkommen, in dem ich die fast 150km + ca. 1000Hm schon so früh am Tag starte.
Schwanger mit diesem Gedanken konnte ich also kein Auge mehr zu machen und habe dann mit Abzug einer Stunde durch die Zeitumstellung, einem Frühstück mit großem Kaffee und dem Zusammenpacken meines Zeltes, mich um 5Uhr auf den Weg durchs Dunkle Richtung Vipava gemacht.

Auf dem letzten 400Hm hohen Anstieg hat mein rechts Knie angefangen zu zwicken. Die Regenwolken welche ich bereits ab Ljubljana mit heftigem Gegenwind auf mich zurollen habe sehen und gespürt habe, haben mich dann doch auf der letzten Abfahrt in das Vipava-Tal nochmal so richtig inklusive Hagel erwischt.
Auch wenn mein Plan nicht zu 100% aufging, trocken zu bleiben, war ich also nur noch 15min von einem herzlichen Empfang von Irena und einer warmen Dusche mit anschließendem Warmen Essen und viel Rotwein entfernt. Meiner Stimmung hat es also dann keinen Abbruch bereitet. Auch wenn ich Abends wie erschossen (lag womöglich auch am Wein) ins Bett gefallen bin, war das doch die richtige Entscheidung den Tag so früh zu beginnen.

Vipava im Hintergrund, nach einer ordentlichen Hageldusche

Gefühlt bin ich erst gestern gestartet, andererseits habe ich schon so viel erleben dürfen. Diese erste Woche hier zusammenzufassen erscheint mit jetzt schon unmöglich.
Wenn ich gerade Menschen treffe, denen ich von meinem Vorhaben erzähle nach Georgien fahren zu wollen, ergänze ich oft mit den Worten „naja mal schauen wie das so läuft, schließlich bin ich ja quasi eben erst gestartet“. Was muss passieren, dass ich nicht mehr das Gefühl habe „gerade eben gestartet zu sein“? In ein paar Tagen werde ich bereits in Kroatien sein. Das ist dann schon ziemlich weit weg. Oder müssen erst noch 3-4 Wochen ins Land gehen. Vielleicht auch garnicht so wichtig.

Nun schaue ich raus in einen ziemlich heftigen Regensturm, nachdem ich mit meiner Familie einen kurzen Oster-Videoanruf hatte und freue mich übermorgen weiter Richtung Süden zu rollen. Denn ich bin immer noch aufgeregt wie es denn eigentlich weiter geht.

Ahoj

PS: Wurzenpass

Mein neuer Freund Mikhail und ich beim Erreichen des Wurzenpasses. Das war ein wirklich tolles Gefühl, das mit all diesem Gepäck geschafft zu haben und diesen Moment mit Mikhail zu teilen. Bevor unsere Wege sich nach der Abfahrt getrennt haben, musste es noch ein Bier sein, mit dem wir auf unsere tolle gemeinsame, überraschend spontane Zeit angestoßen haben.

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Kommentare

3 Antworten zu „Woche eins, schon eingerollt?“

  1. Klaus Schaefer

    Wow, Du bist ganz schön fix!
    Weiter so, viel Glück!!

    1. Danke Klaus. Ja grad bin ich noch gut am Drücken. Weil‘s Spaß macht 🤩

  2. Kollesch

    18% Steigung mit 50kg Gewicht – wow 😀
    That‘s nuts!