🇪🇺 Europa: Ein Kapitel geht zu Ende

Es hat nun fast 2 Monate gebraucht, bis ich Europa durchrollt habe und nun in der Türkei sitze.

Doch jetzt erst mal ein paar Tage zurück.

Ich war voller Tatendrang draufloszufahren und den neuen Kontinent zu berollen.

Da habe ich mehr oder wenig zufällig, noch ein paar Tage vor Athen, eine WarmShower (sowas wie Couch surfing nur für Radfahrer) Unterkunft vorgefunden, welche mich mit einem kleinen Steinhaus mit einem Holzofen, eigenen Pistazien, Olivenöl, Wein und einem weltoffenen Host empfangen hat. Kurzum habe ich mich entschieden ein paar Nächte dort zu bleiben, um genau dieses Kapitel Europa, also meine bisherige Reise etwas für mich zu sortieren und mich auf die lange Durchfahrt durch die Türkei, um dann schon in Georgien anzukommen, vorzubereiten.

Die Tage haben mir gutgetan und ich konnte sie zudem mit meiner Reisefreundin Sophie verbringen, mit der ich mich an diesem Ort schon zum sechsten mal getroffen habe. Auch wenn wir sehr unterschiedliche Reisegeschwindigkeiten haben, hat es nun schon ein paar mal gut gepasst, dass wir durch mein Zickzack Gefahre mit vielen Höhenmetern und ihre etwas klügere Routenwahl immer mal wieder in die Nähe des jeweils anderen gekommen sind. So konnten wir diese Tage gemeinsam mit viel Gekoche und viel Gelache, Gewandere und ausruhen in diesem schönen ruhigen Steinhaus verbringen.

Ja die letzten Wochen waren so vollgepackt und voller Eindrücke. Auch wenn es im Grunde alles so einfach ist. Naja wenn ich ehrlich bin, dreht sich mein Alltag doch irgendwie lediglich um die einfachen Dinge. Zusammenfassen würde ich sie mit den folgenden Begriffen:

  • Essen
  • Radfahren
  • Kaffee trinken ☕️
  • Organisieren
  • Entscheiden
  • Erleben
  • Überrascht werden
  • Mit anderen Menschen sein
  • Schlafen
  • Falls ich Essen noch nicht erwähnt habe… Essen

Ja, das alleine Reisen ist es, was meine Reise wohl dominiert, wenn gleich ich mich bisher wirklich nicht einen einzigen Moment einsam gefühlt habe. Nun, es gibt die Momente, in denen ich mir denke, dass ich während dem Erleben eines Momentes gerne in ein paar mir zugerichteten Augen schauen würde, um in diesen auch das Funkeln der Freude und der Erkenntnis der Besonderheit jenen Moments zu erkennen.

Was mache ich stattdessen? Das mag sehr kitschig klingen, aber ich mache für einen kurzen Moment meine Augen zu und versuche zu sehen, was in mir selbst in diesem Moment vorgeht. Ok, wenn der Moment auf dem Rad ist, dann vielleicht wirklich nur einen ganz ganz kleinen Moment lang.

Nach fast 2 Monaten „on the road“ muss ich zusammenfassend sagen, das Radreisen macht es einem sehr einfach, mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu treten. Ich glaube von einem vollgeschwitzten Mensch, der freiwillig seinen voll bepackten Bock die Berge hochdrückt, geht wohl nicht wirklich eine Gefahr aus. So entstehen Situationen, in denen man selbst den Kontakt sucht oder Menschen aus Interesse, Fürsorge oder Verwunderung auf mich zukommen und so ein kurzes oder langes Gespräch, (im Balkan) auch gerne bei einem Café oder Rakija, entsteht.

Die Abwechslung der Wahl meiner Unterkünfte, hat also auch zur Folge, dass man sehr unterschiedliche oder eben auch bewusst gar keine Menschen trifft. Und ja es waren schon wirklich sehr unterschiedliche Übernachtungsstätten dabei.

Naja und das ist auch nur eine kleine Auswahl an Übernachtungsorten.

Ohne es konkret zu beabsichtigen, schlafe ich so ca. 50% in meinem Zelt auf meiner echt bequemen Isomatte und 50% in einem Bett, sei es in einem Hostel/Hotel oder privat bei jemandem.

Einige Tage habe ich hier nun nichts mehr geschrieben und ich merke dass ich garnicht weiß wie und wo ich anfangen soll. Es fühlt sich nun wirklich an, dass ich weit von zu Hause weg bin. Ich fühle mich auf Reisen. Ich finde meinen Rhythmus immer besser, auch wenn ich in den letzten beiden Wochen kaum Kilometer zurückgelegt habe. Ab und zu gibt es schon mal noch eine lange Etappe mit vielen Höhenmetern, doch im Großen und Ganzen alles sehr viel gemütlicher. Naja… so rede ich es mir zumindest ein. Ich bin gespannt welcher Rhythmus sich in der Türkei einstellen wird.

Eigentlich bin ich ständig in innerlichen Diskussion mit mir selbst, ob ich diese Reise als fortwährendes Vorankommen oder als ein „sich treiben lassen“ sehen soll. Wenn ich einfach so an einem Ort einen Tag länger bleibe, habe ich das Gefühl nicht voranzukommen und möchte unbedingt am nächsten Tag auf den Hobel. Wenn ich den ganzen Tag baller und am Abend Tonnen an Essen in mich schiebe und dann zufrieden und feddisch ins Bett fall, denke ich mir: „man hätte ja euch etwas mehr von der Kultur erleben können und Dinge einfach geschehen lassen und erleben. Ist mal wieder dieser verflixte „gesunde Mittelweg“ die Lösung, oder ist das dann nichts Halbes und nichts Ganzes?

Aber glaubt nicht, dass ich an Tagen, an denen ich den ganzen Tag auf dem Rad sitze, nichts erleben würde. Es passiert jeden Tag so viel.

Doch zusammenfassend muss ich sagen, bin ich wirklich zufrieden. Alles läuft erstaunlich reibungslos. Mal dauert es abends ein Stündchen länger, bis ich einen zufriedenstellend Platz für die Nacht gefunden habe. Dafür fällt mir an einem anderen Tagen ein besser als jemals vorstellbare Ort einfach in den Schoß und ontop gibt es noch eine nette Bekanntschaft oder ein kleines Geschenk in Form von Essen oder Trinken welches ich aus Gastfreundschaft erhalte.

Seit meinem letzten Bericht über meine ersten Tage in Albanien, konnte ich von dem Land noch so einiges mehr sehen, durchweg war ich getrieben davon nicht nur einfach durch das Land durchzuballern, sondern viel mehr noch von diesem Land zu sehen und zu erleben. So habe ich also noch eine Schleife nach Düress an die Küste gezogen, bevor ich mich wieder Richtung Osten und schließlich für 2 Tage nach Mazedonien gezogen hab.

Albanien… kurze Worte

Ein paar Worte möchte ich also auch noch über Albanien verlieren.

Ja das Hinterland von Albanien hat mich wirklich beeindruckt und auch wie sehr anders, als erwartet (auch wenn ich sagen muss, dass ich mir nicht wirklich viele Gedanken gemacht hatte) die Kultur in diesem Land ist. Es ist ein Land, in dem man nicht zu selten auch noch einen Wagen mit vorgespanntem Esel sieht oder Menschen, die ihre Wege mit dem Pferd zurücklegen.

Fortbewegung… ja das ist ein riesiges Thema in diesem Land. Der Stolz, mit dem man hier ein Auto besitzt ist enorm. Im Speckgürtel der Städte dreht und wendet sich gefühlt alles nur ums Auto. Autowerkstätte, Autowaschstationen (meine Güte gibt es da viele von und die werden wirklich super viel benutzt), Schrottplätze um sich ein Ersatzteil zu besorgen und überall wird an Autos geschraubt. Das Spektrum von Esel bis zum neusten AMG Mercedes ist also riesig. Wer sich aber fragt, wo all die Diesel gelandet sind, die nach deutschem Gesetz nicht mehr auf unseren Straßen fahren dürfen… Aus allererster Nähe und wahrscheinlich durch ein paar Lebensstunden kostenden Atemzügen aus den schwarzen Abgaswolken der vor mir fahrenden Fahrzeuge, habe ich so eine Vermutung wo sie gelandet sind.

Ok also bei diesem kurzer Abriss über dieses tolle Land Albanien möchte es hier belassen. Noch ein paar Fotos:

Griechenland

Über Griechenland habe ich eigentlich auch noch kein Wort verloren. Meine erste Nacht welche ich ganz nah an der Vikos-Schlucht verbracht habe, war nur der erste Tag voller schöner Bergeindrücke (HIER kannst du auch über meinen lange Tour durch die griechischen Berge nachlesen).

Im Allgemeinen ist Griechenland ein sehr einfach zu bereisendes Land. Das Essen ist wirklich lecker und besten Übernachtungsmöglichkeiten habe ich meist in der Nähe der kleinen Kapellen außerhalb der Dörfer gefunden. Die einzigen unentspannten Momente, welche ich in diesem Land leider vermehrt hatte, waren mit diesen Hunden, vor allem diesen riesigen Hirtenhunden.

Voran kommen

Es ist also ein stetiges vorankommen auf dem Rad. Momente welche ich am Anfang meiner Reise erlebt habe, fühlen sich nun wirklich schon sehr weit in der Vergangenheit an. Jeder Tag verläuft oder endet dann doch ein wenig anders als er in meinem Kopf geplant war.

Hierzu ist es jedoch auch notwendig, dass man sich dafür öffnet sich überraschen zu lassen. Gerne plane ich meine Tour im am Vortag, also gerne weiß ich wenn ich die Augen abends schließe, wie mein Folgetag im groben aussehen soll. Wenn sich das dann aber nach dem Aufstehen am folgenden Tag doch nicht so dolle anfühlt, dann gibt es eben einen Plan B oder C. Auf diese Art bin ich also schon durch folgende Länder gereist.

  • 🇩🇪Deutschland
  • 🇦🇹Österreich
  • 🇸🇮Slowenien
  • 🇭🇷Kroatien
  • 🇲🇪Montenegro
  • 🇲🇰Mazedonien
  • 🇦🇱Albanien
  • 🇬🇷Griechenland

Essen

So viel denke ich während des Tages über Essen nach. Dafür erwähne ich es hier eigentlich viel zu selten. Und ja ich bin auch noch ein ausführlichen Bericht darüber schuldig, wie und was ich so auf dem Rad esse (winke winke Mikhail 🙃). Wie schwer es mir fällt, eigentlich nahezu unmöglich an einer Bude vorbeizurollen, in der es etwas zu essen gibt, in der es vermeintlich etwas Lokales gibt, was ich noch nicht probiert habe. Zudem ist es bestimmt auch nicht verkehrt, sicherheitshalber zum Beispiel das Souvlaki in Griechenland mehrmals zu versuchen, um auch einen ordentlichen vergleich zu haben.

So kommt es auch, dass ich trotz der vielen Stunden die ich auf dem Rad verbringe, objektiv gesehen sogar schon etwas Bauchumfang zugelegt habe. Ich esse wirklich viel und auch gerne dann mal zwei verschiedene Gerichte für eine Mahlzeit, um es probiert zu haben 😀 Aber das sind die Momente die ich wirklich genieße.

Ade Europa, hallo Asien

Vorgestern bin ich nach 3 Tagen in Athen, in denen ich noch ein paar Dinge an meinem Rad erneuern konnte, habe ich also die Fähre von Athen in die Türkei genommen.

Eine direkte Verbindung gibt es keine so musste ich nachts um 4 Uhr aussteigen und die nächste dann 3 Stunden später nochmal für eine halbe Stunde nehmen, das alles lief jedoch reibungslos, nur etwas schlafarm, was aber durchaus zu verkraften war.

Es ist es „nur“ noch dieses eine Land Türkei, welches ich durchqueren muss, um nach Georgien zu kommen. Ohne bereits eine Idee von der Route zu haben, denke ich, dass mich das so 4-5 Wochen auf den Türkischen Straßen und Wegen beschäftigt halten wird.

Ich bin sehr gespannt, die türkische Kultur nun etwas besser kennenzulernen, wo sie in Deutschland doch eigentlich so gegenwärtig ist und sie trotzdem nicht so wirklich kenne.

Die Tage, bevor es in die Türkei ging, muss ich zugeben war ich schon ein wenig aufgeregt. Garnicht so sehr darüber, was ich konkret erwarten wird. Viel mehr über die Tatsache einen anderen Kontinent mit meinem Rad erreicht zu haben und meinem östlichsten Reiseziel und Wendepunkt Georgien, sich so viel näher zu fühlen.

Meine anfängliche Frage, ab wann es sich so anfühlen wird, nicht eben erst losgeradelt zu sein, stelle ich mir nun schon eine Weile nicht mehr. Ich glaub ich bin schon etwas „nutty“ geworden. 🌰

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