Weg von der Küste und zurück

Auf nen Abstecher ins Hinterland

Optionen hatte ich also ein Paar, wie ich nach meiner Nacht auf Krk weiter fahre.

  1. Inselhopping: Mich mit den Fähren weiter weiter Richtung Süden arbeiten und die Inseln südwärts durchfahren. Bestimmt ein tolles Erlebnis.
  2. Zurück ans Festland und entlang der Küstenstraße weiter Richtung Süden. Eventuell mehr Verkehr aber schnell und tendenziell wenig Höhenmeter. Und immer das Wasser zum Greifen nahe.
  3. Aufs Festland und dann ins Hinterland. Die Strecke verspricht sehr viel Gekrabbel (Höhenmeter), aber sie sieht mir sehr viel mehr nach Abgeschiedenheit und Natur aus… an was auch immer ich das ausgemacht habe.

Also musste ich mich spätestens beim Frühstück entscheiden:

„Ob du wirklich richtig stehst, siehst du wenn das Licht angeht“

Ja und das Licht ging an diesem Tag an. Die Sonne war den ganzen Tag verrückt am Scheinen/Ballern. Und ja, es war echt einiges an Höhenmetern zu bewältigen, auf der Route der Option Nr. 3. Aber auch meine Erwartungen, abseits der touristischen Routen zu sein, wurden erfüllt. Jeden Meter, den es höher ging, wurde der Ausblick über meine rechte Schulter auf die Inseln Krk, Rab, Pag und wie sie alle heißen spektakulärer.

Dann hinter der Bergkette es Velebit Gebirges angekommen erschloss sich mir eine komplett andere Landschaft. Wer die Filme von Winnetou und Kumpanen kennt… genau hier müssen die Kameras gestanden haben. Wilde Pferde schroffe weiße Steine in einer grünen Steppe. Mal wieder eine richtige Entscheidung getroffen, was die Streckenwahl angeht.

Nach ein wenig Gesuche und dem Scannen der Luftbilder auf Google-Maps habe ich dann den perfekten Übernachtungsplatz auf 800 m Höhe mit einem gigantischen Ausblick gefunden. Zelt aufgebaut, Abendessen kochen, Packung Nüsse nachgekippt, Sonnenuntergang mit Walnussschnaps von Irenas Mama, schlafen. Top Tag!

Es war eine gute Nacht und ein mindest genauso schönes Aufwachen mit grandiosem Ausblick. Aber eiskalt war die Nacht, auch wenn es tagsüber schon weit über die 20 °C reicht, habe ich es abends gerade so bis zum Sonnenuntergang ausgehalten. So also auch an diesem Morgen, kalte Finger beim Zeltabbauen. Ein Kaffee und ein Porridge (letzte Portion meiner heimischen Mixtour) haben den Tag dann aber trotz der Kälte in Schwung gebracht.

Und ab aufs Rad. Ziel heute: Mal gucken, wie weit ich komme in Richtung Zadar. Es waren deutlich 200 km+… also einfach mal rollen lassen.

In den Tagen zuvor und vor allem an diesem Tag hat sich meine echt sehr lästige Sonnenallergie bereits viel stärker als zu dieser Jahreszeit erwartet gemeldet. Was das heißt? Einen mies Juckenden und schmerzlich stechenden Ausschlag an den Finger. Wegen mangelndem Schatten auf dem Weg und kontinuierlich anhaltendem Jucken, war es die anhaltende Challenge zu schauen, dass die Hände nicht in der Sonne sind, was beim Radfahren garnicht so einfach ist. Meine Winterhandschuhe konnte ich auch nicht anziehen, die Wärme würde den Juckreiz nur schlimmer machen. Da ich aber wusste, dass dieser Moment kommen wird, habe ich Antihistaminikum und Kortisonsalbe schon dabeigehabt. So… nächstes Thema.

Als ich auf das Rad stieg an diesem Morgen, wusste ich dass in Darmstadt die Mädels und Jungs der Schotterradbande für den Season-Opener bei bestem Radwetter einen mega Rolltag mit ein paar abschließenden geselligen und zu erwartenden familiären Kaltgetränken, verbringen werden. Ui… da wäre ich gerne dabei gewesen.

Den doch recht anstrengenden gestrigen Klettertag in den Beinen habe ich nochmal einen wunderschönen Tag bei bestem Wetter auf dem Rad verbracht. Als ich dann die 100 km voll hatte und gerade einen Kaffee Stop gemacht habe, warf ich einen Blick in booking.com und habe in der Stadt Gospić eine Unterkunft für 30 € mir Bett und warmer Dusche gefunden. Also kurz überlegt und ab unter die Dusche. Die letzten beiden Tage haben doch eine gewaltige Salzkruste auf meiner Haut hinterlassen. Doch das nicht genug. Auch meine Radkleidung konnte ich waschen und von den Salzrändern befreien.

Als Belohnung „on top“ gab es in einem Restaurant in der Stadt, die mich zur Ausreise legitimierenden Ćevapčići in der üppigen Ausführung + eine Portion Pommes extra. Diese exorbitante Portion an Kalorien war, wonach mein Körper rief.

Gestärkt vom Essen des Vorabends, einem erholsamen Schlaf und ca. von 425 g Salz erleichtert, galt es also am Folgetag den Weg nach Zadar anzurollen. Ein langer Tag aber ein schon wieder komplett andere Landschaft. Wo vorher einfach nur kleine Dörfer waren, wurden es nun Bauernhöfe, welche viel Vieh und allgemein Landwirtschaft haben.

Die Route, welche ich gewählt habe, war sehr ländlich und von Tourismus keine Spur. Meine ersten Erfahrungen mit Hunden auf dem Rad hatte nun auch und ich glaube, dass ich mich daran gewöhnen muss, daran gewöhnen muss Tiere aus vollstem Hals anzuschreien, ja das hat geholfen. Bestimmt werde ich hier nocheinmal darüber schreiben.

Beim Überschreiten der Bergkette des Velebit zurück an die Küste, stand eine Abfahrt an, die ich so nicht erwartet hatte. All das Geklettere der letzen beiden Tage habe ich hier wieder ausgezahlt bekommen. Das Zahlungsmittel war eine ewige Abfahrt und eine Weitsicht geradeaus in das Meer und linker Hand in das Innland von Kroatien.

Nach ca. 20 Min. Abfahrt mit durchschnittlich um die 40 km/h war es dann vorbei mit „rollenlassen“ und der Gegenwind der Küste hatte mich wieder. Nun waren es noch 60 km um die 160 Tageskilometer zu komplettieren. Ohne eine letzte Stärkung in Form einer Cola und eines Kinderpinguins 20 km vor der Stadtgrenze wäre es ein zähes Einlaufen in die Alte Stadt Zadar und mein Backpacking Hostel geworden. Was ein Glück, dass an diesem Abend Pasta-Party im Hostel war und ich nach einer Dusche mein Bauch vollschlanken konnte bevor die Augen zugefallen sind.

Folgen soll ein Tag in Zadar mir viel Essen, Kaffee, Bier und Wein. Berichte hierzu bei nächster Gelegenheit.

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Kommentare

6 Antworten zu „Weg von der Küste und zurück“

  1. Tina Cech

    Lieber Simon, deine Berichte sind so, als ob man dabei ist-wirklich wunderbar!!😍
    Du solltest über deine Berichte ein Buch veröffentlichen!
    Weiterhin gute Fahrt, tolle Begegnungen und Erfahrungen und bleib gesund! Alles Liebe,
    Tina 😊

    1. Danke Tina, ein Buch scheint mir doch echt ziemlich groß gegriffen, da ich mich selbst wirklich nicht als begabt im Schreiben fühle. Trotz dem, dass ich hier meinen Spaß daran finde.
      Liebe Grüße zurück aus Murter, Kroatien

  2. Martina

    Soooo klasse, dass du mich mit auf die Reise nimmst. Die Bilder in meinem Kopf, die durch deine dein Tagebuch entstehen, werden durch deine Fotos komplett. Und Respekt, wo du dich nach so kurzer Zeit schon rumtreibst. Ich und meine family haben diese Tour bisher nur mit Auto zurückgelegt und dabei keinesfalls so tolle Fleckchen entdeckt. Ich freue mich auf weitere Eindrücke. Übrigens auch immer, wie es dir so geht. Sehr spannend

    1. Danke Martina für deine lange Nachricht. Mit dem Rad zu reisen macht es so besonders, weil man an Flecken kommt, an denen man ansonsten nicht landen würde.

  3. Hoddi

    Das rechte Bild in der 3. Reihe der Achterserie ist wie ein Gemälde-super.
    Dir einen guten Aufenthalt in Zadar!👍🚴‍♀️🚴‍♀️🚴‍♀️🍺🥂🥩🧀

    1. Danke. Es gibt so viel zu sehen wenn man mit dem Rad unterwegs ist. So oft kann ich garnicht anhalten und den Foto zücken, und auch noch all diese Fotos hier teilen.