3 Wochen in Veränderung

Dann sind es doch schon 3 Wochen, in denen ich unterwegs bin. Bisher war ich in 5 Länder.

  • Deutschland
  • Österreich
  • Slowenien
  • Kroatien
  • Montenegro

Zurückgelegt habe ich schon über 2071 km und 23820 hm, welche mich bis kurz hinter die Grenze von Montenegro gebracht haben. Für die Statistik interessieren unter euch. Das sind durchschnittlich ca. 88 km und 1000 hm pro Tag, wobei ich bisher an 7 von den 23 Tagen (Stand: 15.04.24) nicht auf dem Rad gesessen habe, was für die reinen Fahrtage einer Strecke von 121 km und 1400 hm im Schnitt entspricht. Ein paar mehr Statistiken werde ich immer mal wieder einfließen lassen, da ich das auch einfach interessant finde (ich führe eine kleine Excel-Tabelle über alle möglichen Dinge 😂).

Ok, das sind die Zahlen und harten quantitativ messbaren Dinge. Aber retrospektiv ist es wohl festzustellen, dass sich nicht nur die Menge der zurückgelegten Kilometer geändert hat, sondern auch die Landschaft, das Wetter, Gerüche (ich bin doch so ein Nasenmensch), die Menschen, das Essen und Trinken, das Fahrverhalten der Autofahrer mit denen ich die Straße teilen darf, eigene Routinen oder im nur Allgemeinen meine Ansicht und mein Gefühl zu dieser Reise.

Da mir Slowenien, durch meine unzähligen Besuche im Sommer mit meinem Bus, sehr vertraut vorkommt und ich mich in diesem Land auch durchweg wohlfühlen, hat das eigentliche Betreten von Neuland für mich eigentlich erst mit der Überrollung der Grenze zu Kroatien begonnen. Auch wenn ich in diesem Land schon war, so habe ich besonders durch die Wahl, meist nicht so sehr touristisch erschlossener Routen einen neuen Eindruck des Landes bekommen. Besonders hinter dem Velebit, wo das Leben meist wirklich noch sehr ländlich ist, war ich überrascht wie ausgestorben, mit sehr viel Leerstand, sich diese Gegen mir zeigte.

Je südlicher ich kam, desto mediterraner wurde das Land. Somit haben sich auch die Gerüche geändert, die aus den Büschen und Sträuchern nun viel würziger nach Kräutern riechend, in meine Nase kamen. Neben den überall gegenwärtigen Olivenbäumen, Feigen, Lavendel, Salbei, Rosmarien, Oregano und den ersten Kakteen, kann ich hier leider aufgrund meines mangelnden Faunawissens nicht mit so viel mehr Deutungen trumpfen.

Was ich jedoch sah, gefiel mir gut und kombiniert mit der tagsüber immer präsenten Sonne, ergibt das doch wirklich einen südlichen Flair.

Meine täglichen Routinen finde ich immer besser und einmal mehr passt die Aussage „der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ sehr gut. Einmal an das morgendliche Abbauen des Zeltes gewöhnt, so gehört es wie das Zähneputzen oder das Frühstück mit in den vergangenen Tag schweifenden Gedanken, einfach zum Tagesablauf dazu.

Und ja, Routinen habe ich gerne. Und so wird eben auch die immer gegenwärtige Veränderung und Abwechslung zu einer stetigen Routine. Immerhin, wenn ich meine Augen in meinem Zelt am Morgen öffne, schaue ich an die rote Decke der Zeltplane. Erst wenn ich den Reisverschluss öffne fängt der Tag ganz bestimmt anders an, als der Vorherige.

Sei es das neuseeländisch/afrikanische Pärchen, welches mich, um die Wartezeit zur Abholung ihres neuen riesigens Luxussegelbootes auf zwei Kaffee einläd oder die nette Dame im Supermarkt mit der ich mich mit Händen und Füßen erzählen lasse, dass sie für Ihren Job zu wenig verdient. So viele kleine und scheinbar nichtige Begegnungen machen dieses Reisegefühl aus.

Aus anderer Perspektive betrachtet, ist jeder Moment so groß und individuell und man möchte ihn bewusst wahrnehmen, um ihn nicht in der Masse dieser ganzen Eindrücke untergehen zu lassen. Wie oft ich nach einer Begegnung oder dem Durchfahren einer weiteren Kurve denke: „das ist ein besonderer Moment, diesen möchte ich mir in meinen Erinnerungen bewahren“. Gleichzeitig spüre ich, dass dies unmöglich erscheint. Vielleicht aber definiert genau dieses Gefühl das Abenteuer oder „das freie Reisen“. Nicht von jedem Moment und Eindruck, kann ich ein Foto machen oder darüber schreiben, aber es ist das Bewusstsein über die Masse der Eindrücke das übrig bleiben.

So wie ich als Radreisender wohl sehr aufzufallen scheine, so ergeht es wohl auch anderen Radreisenden. Dies hat zur Folge, dass man zwangsläufig erzählt bekommt, wenn Gesprächspartner in den vergangenen Tagen andere Radreisende gesehen oder gesprochen haben. Neben einer Niederländerin und einem Engländer, mit denen ich nun schon gemeinsam Zeit verbracht habe, weiß ich also auch dass ein weiteres deutsches Paar sich auf einer ähnlichen Route befindet. Getroffen habe ich sie bisher nicht.

In einer Zusammenfassung der ersten Tage auf meiner Reise, darf auch ein sehr prominenter und omnipräsenter Protagonist nicht fehlen. Der Gegenwind. Man akzeptiert ihn und ja teilweise kostet er nicht nur viele zusätzliche Watt, die man die Pedale drücken muss, sondern auch zusätzliche Nerven. Also des Öfteren hies es dann „Kopf runter und drücken“.

Falls es also bisher noch nicht ausreichend bedeutungs- oder philosophie schwangere Worte waren, hier noch ein paar abschließende, welche in das gleiche Konto einzahlen.

Immer wieder ertappe ich mich, dass ich aufrichtig dankbar bin diese Reise machen zu können. Hierzu gehört, dass es mir mein Job und meine Lebensumstände ermöglichen, aber auch, dass ich die physische Grundlage habe diesen Bock(🚲) in diesen so schnell verfliegenden Tagen so weit in den Süden zu rollen.

Vorgestern bin ich Montenegro angekommen und ich habe mir für die nun insgesamt dritte Nacht ein festes Dach über dem Kopf in Kotor in einem Hostel gesucht, da für vergangene Nacht und leider auch den heutigen ein ziemlich starker Sturm mir sehr viel Nass vorhergesagt ist und dies auch eintraf. Also 2 Tage Füße hoch legen. Welch ein Glück gibt es hier Gitarren und musikalische Menschen, sodass ich diese Zeit gut nutzen kann ein wenig Musik zu machen wie auch diese Worte zu schreiben.

Angekommen in Montonegro
Angekommen in Montonegro

Das war dann wohl mein Versuch die ersten 3 Wochen irgendwie in Worten zusammen zu fassen. Die vielen kleinen Momente die ich hier so angerissen habe kann ich hier wohl nicht ausführen. Aber ich versuche sie mir alle zu merken und euch persönlich zu erzählen wenn ich wieder zurück bin.

Aber bis dahin, lasst mich gerne wissen, worüber ich schreiben soll oder was euch interessiert. An mich herangetragen wurde bereits, was ich den lieben langen Tag auf und neben dem Tag so esse und eine Aufzählung und Erläuterung aller Pannen, denn es kam in den Zwischenzeit schon eine weitere hinzu.

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Kommentare

5 Antworten zu „3 Wochen in Veränderung“

  1. Thoralf

    Gude.

    mich würde mal interessieren, wie du deine Strecke planst?
    Alles vorab oder nur grob geplant und dann Tag für Tag überlegt, wo du lang fährst?

    Ansonsten finde ich deine Berichte sehr schön – sehr inspirierend 🙂

    Ich wünsche dir viele schöne Momente und Begegnungen.

    1. Ich habe mir vor Abreise keine wirklichen Gedanken gemacht, was genau ich mir in den jeweiligen Ländern anschauen möchte. Weil ich mir dachte, ich lasse mich lieber vor Ort inspirieren.
      So plane ich eigentlich von Tag zu Tag abhängig meiner Stimmung, Tipps und so wie man Folgetag aussehen wird. Aus einer Kombination der Kilometer, die circa fahren möchte und eine Gegend, in der ich es sinnvoll sehe, mein Zelt aufzuschlagen, sitze ich dann das Ziel für den Tag grob oder auch zu einem genauen Ort bin ich eben einen Campingplatz oder Dach über dem Kopf an steuere. Dabei benutze ich hauptsächlich Komoot bisher. Die Adria Küste hinunter kann man sich auch immer mal wieder an dem EV8 orientieren, denn die meisten Fällen ist eine gut gewählte Strecke ist

  2. Sabine

    Hallo, bin gespannt wie es bei dir weitergeht. Letztes Jahr habe ich die Adria umrundet und bin von Igoumenitsa durch Albanien nach Montenegro und Kotro gefahren. Die Serpentinen oberhalb von Kotro hinauf nach Cetinje sind der Hammer. Unbedingt empfehlenswert.

    Und im Herbst erwäge ich mit dem Rad durch die Türkei und Georgien nach Baku zu fahren. Da bin ich sehr interessiert an deinen Berichten.

    Du bist ja mit Etappenlänge und Höhenmetern sehr anspruchsvoll unterwegs. Das sieht bei völlig anders aus. Viel Spaß auf deiner Fahrt.

  3. Diggii

    Ei Kollesch, schöne Fotos! Ich würde mir irgendwann mal ein Sonderspezial-Blogbeitrag wünschen, in dem Du über Deine Fotos erzählst und wie oft Du Deine Kamera rauskramst. Oder ob das meiste mit dem Handy fotografiert wird? Und welche Kameraobjektive du am meisten nutzt (bisher ja fast nur 16 und 27mm) 😉 Und machst Du auch Videos?

    Und auch, wie Deine Routinen genau aussehen, was Du so isst/einkaufst/kochst und wie lange so Zeltauf/abbau täglich dauert…

    1. Puh. Ja das sind viele Fragen. Aber ja ich werde sie bestimmt beantworten:) so viel kann ich schon mal sagen: ja das 75er habe ich bisher nur sehr wenig drauf gehabt.

      Das Sonderspezial wird kommen 🙂