Feierrei und Ballons 🎈

Ja, manchmal ist die Schalfplatzsuche etwas umständlicher. Am Tag vor meinem Geburtstag fuhr ich in ein kleines Dorf, welches ich wusste, dass es wegen seinen Felshölen etwas touristischer ist, mit dem Gedanken, dass ich dort doch bestimmt einen Platz finden würde an dem ich mein Zelt aufstellen kann. Aber alles gestaltete sich etwas umständlicher. Nachdem ich erst um 18:00Uhr dort ankam und meine ersten Anfragen „ob jemand einen guten Platz zum Zeltaufschlagen kenne“ erfolglos blieben, fand ich eigentlich nur einen kleinen Park, in dem sich wirklich sehr viele Hunde aufhielten. Tagsüber sind sie meist recht freundlich. Doch aus irgendeinem Grund wechselt deren Gemüt so manchmal dann mit untergehender Sonne unerwartet übel.

Wissend, dass ich zur Not diese Möglichkeit hatte, suchte ich dann in einem Restaurant mein Abendessen, was angesichts eines großen Lochs in meinem Bauch, unbedingt notwendig war. Ein großer Köfte-Teller hat hier das Schlimmste verhindert. Die nette Bedienung, verwies mich auf einen anderen kleinen Park, in dem keine Hunde seien und es bestimmt sicher sei zu schlafen. Direkt neben einer Moschee, wo es immer einen Zugang zu Wasser gibt.

Einen solchen Tipp nehme ich doch gerne an. Jedoch sollte ich heute Nacht etwas lernen 🙂

In einer Umgebung, in der die Tagestemperaturen auch gut und gern über die 40°C reicht, kann eine Aussage über eine grüne, saftige Wiese in einem Park ganz sicherlich getroffen werden: Sie ist bewässert. Wie diese Bewässerung stattfindet, ist eine durchaus viel kompliziertere Frage, wenn man sie richtig beantworten möchte. Eine Möglichkeit wäre, dass von Zeit zu Zeit ein Mensch mit einem entsprechenden Bewässerungsschlauch der Befeuchtung der Erde nachkommt. Dies traf hier nicht zu.

Nach dem sich der kleine Park in dem die Kinder spielten gelernt hat, stand mein Zelt dann also in einer Ecke und ich schlummerte rechtzeitig in den nächsten Tag, meinen Geburtstag.

Um exakt 0:25 Uhr wurde ich durch ein anhaltendes, lautes Geräusch geweckt. Ich dachte zunächst es wären Menschen die um mein Zelt rannten und darauf hauten. Ich sprang also aus meinem Zelt.

Als ich binnen Sekunden klatschnass war, wurde mir klar, dass es keine unfreundlichen Menschen waren. Im Falle dieser Wiese, findet die Bewässerung durch kleine circa alle 2 m und ungefähr zwei Euro Münz großer Rasensprenger, statt, die 360° deren Umfeld jeder Nacht ab 0:25 Uhr bewässern.

Der Zufall meinte es dann trotzdem einigermaßen gut, da ich mein Zelt wohl exakt zwischen die Sprenger aufgestellt habe und nicht auf einem. Manuell konnte ich die Sprenger in meiner Umgebung einzeln abdrehen.

Brust abwärts tropfend nass, etwas genervt, aber irgendwie auch amüsiert legte ich mich, in meinem neuen Lebensjahr auf eine Art und Weise beginnend, wie ich es nicht erwartet hätte, wieder zurück in mein Zelt, nachdem ich mich natürlich noch komplett umgezogen hatte.

Ein neues Lebensjahr feuchtfröhlich zu beginnen, bekommt somit also eine ganz andere Bedeutung.

Dann war also mein Geburtstag gekommen. Vorgenommen hatte ich mir, dass dieser Tag sehr Fahrrad lastig wird was er auch wurde. Nur die Schlafplatzfrage war noch offen.

Aus Darmstadt hat mich ein gebürtiger Türke angeschrieben, welchen ich vorher nicht kannte, und mir seine Hilfe angeboten, wenn ich einen Schlafplatz oder sonstige Dinge benötige. Also dachte ich, ich frage ihn doch, ob er jemanden in Aksaray, die Gegen die ich an diesem Tag ansteuern wollte, kenne, bei dem ich mein Zelt aufstellen könne. Er sendete mir einen Kontakt von Mustafa, der mir weiterhelfen würde und vor Ort wohnt. Gut. Es stellt sich raus, dass er Schulleiter an der Privatschule ist. Er schrieb mir mit freundlichen Worten, dass wir uns am Abend in der Nähe einer Tankstelle treffen könnten und auch gemeinsam essen würden. Ich mich also auf meinen Bock geklemmt und gefühlte unendliche Straßen, die nur gerade ausging, 160 km an diesem Tag gerollt. Auf dem Rad erhielt ich einige Geburtstagsanrufe und auch das ein oder andere Videotelefonat konnte ich anlässlich meines Geburtstags entgegennehmen.

Da ich zu diesem Zeitpunkt schon in Aussicht hatte, meinen Geburtstag mit Sophie und Eray, einem ehemaligen türkischen Arbeitskollegen in Kapadokien am Wochenende zu feiern, habe ich an diesem Tag auch keine Erwartungen gehabt, einen besonderen Tag daraus zu machen. Auf dem Rad Strecke zu machen, erschien mir also genau richtig.

Ich war verwundert, als ich dann an ausgemachtem Treffpunkt and er Tankstelle Mustafa in recht schicker Kleidung antraf und auch kurz darauf weitere Menschen/Lehrer ankamen, welche Mustafa mir alle mit Namen und deren Fächern, die sie lehrten, vorstellte. Dann wurde mir das „Geheimnis“ gelüftet. Mit „zusammen Essen“ meinte Mustafa, dass ich doch einfach heute Abend an der Schul-Abschlussfeier einer Abgängerklasse seiner Schule teilnehmen kann. Schon bald waren Familien und Ihre Abgängerkinder vor Ort. Zum Glück hat mir der Hausmeister noch eine Dusche im Keller gezeigt, in der ich mich noch etwas frisch machen konnte, bevor ich mich in meinen besten Zwirn geschmissen habe, um mich unter das festlich angezogene Volk zu mischen. Ich glaube gestört hat sich am Ende keiner an meinen nicht ganz sauberen kurzen Hosen und meinem etwas löchrigen und nicht mehr ganz frischen T-Shirt. Im Gegenteil, während dem Essen gemeinsam mit den Englisch und Deutsch Lehrherrinnen und zuvor und später auf Tanzfläche, habe ich viele nette Blicke, Gesten und Worte ausgetauscht. Das war unerwartet, dass ich an meinem Geburtstag, zwar nicht auf meiner, aber noch auf einer richtigen Fete mit Essen und Tanzen landen würde. Ich mache es kurz: Es war ein schöner Abend in wirklich netter Gesellschaft und zudem sehr interessant mitzuerleben, wie solch eine Feier in der Türkei eben abläuft. Laut, mit viel Musik in einer Lautstärke, für welche die Lautsprecher definitiv nicht gemacht waren. Stimmung kam aber alle mal auf 🙂

Mein Zelt baute ich auf einem kleinen Stück Wiese hinter der Tankstelle nah an der Autobahn auf. Nicht der tollste Ort, jedoch fühle ich mich sicher und konnte gut schlafen.

Bereits am Abend haben mich einige Lehrer wie auch Mustafa für den nächsten Morgen in die Schule eingeladen, um diese zu besuchen. Nachdem ich wohl schon erwartet wurde und entsprechend von Mustafa empfangen wurde, habe ich während meiner Stunde Aufenthalt dem Schulleiterbüro, vier Klassen und den Kindergarten besucht. In jedem Raum wurde ich als dieser Typ vorgestellt, der von Deutschland diesen langen Weg bis hier her mit dem Rad gefahren ist. Anschließend bekamen die Kinder wie auch die Lehrer die Möglichkeit mir Fragen zustellen. Es fühlte sich alles ein wenig falsch an, aber auch sehr wertschätzend. Nach einer Vielzahl von Fotos und Videos in unterschiedlichsten Konstellationen und mit einer großen Packung, von der Schule gelabelten, Schokopralinenpackung, welche die hohen Temperaturen in der Sonne unmöglich überleben konnten, wurde ich dann auf meinen Weg nach Kapadokien verabschiedet.

Kapadokien, das für viele wohl DAS Highlight ihrer Reise in der Türkei ist, empfand auch ich bereits beim anrollen als durchaus besonders. Doch um ähnlich zu sein, würde mich solch ein Ort wie dieser sehr viel mehr beeindrucken, wenn man mich spontan aus meinem Leben in Deutschland reisen würde und dort absäße. Nicht dass es nach wie vor nicht sehr beeindruckend sei, doch diese dauerhaften und anhaltenden Eindrucke halten den Überwältigungsspeicher in meinem Kopf stets voll.

So war es auch die Gewissheit, dass ich mit Einrollen in Kapadokien Sophie das erste Mal nach ihrem Sturz wieder sehen werde.

Auch wenn es Zuhause Menschen gibt, die ich genauso gerne, wenn nicht sogar noch etwas lieber lange gedrückt hätte, so war es ein tolles Gefühl einen nahen und so lieb gewonnenen Menschen einfach mal eine Weile lang im Arm zu haben.

Nach dem Zeltaufbau einer guten Dusche und einem fixen Einkauf im Dorf, welches durch und durch mit diesen Phallus förmigen Sandsteingebilden gespickt ist, ging es also in einen gemütlichen und rätselnden Abend mit leckerem Essen über, welcher mit einem Bier in das dunkle Kapatokien blickend endete.

Der nächste Tag ist so gekommen, wie geplant. Ich mag es sehr, wenn Planungen funktionieren. Eray schrieb mir schon früh, dass er in Ankara losgefahren ist. Zu dritt haben wir uns dann wirklich einen schönen Tag gemacht. Wir sind mit dem Auto in nahezu alle Canyons von Kapadokien gefahren und haben uns sehr viel Sandstein mit Höhlen und eine beeindruckende Landschaft angeschaut. Ach, das tat gut, solch einen Tag den wir dann mit einem gemeinsamen Besuch und einem Schobben in einem Restaurant haben ausklingen lassen, während draußen bei Sturm und viel viel Regen die Welt unter ging, ist doch wirklich eine tolle Abwechslung

Ja, die Natur und all dieser Sandstein ist, was Kapadokien ausmacht. Was aber mindest genauso besonders ist, sind die Heißluftballons, die jeden Morgen noch vor dem Sonnenaufgang vollgepackt mit Menschen starteten. An meinem ersten Morgen im Zelt habe ich sie zum ersten Mal durch das „tschhhhhhh tschhhhhh“ Geräusch wahrgenommen welches entsteht wenn die Flamme des Ballons ca. 10 m über meinem Zelt gezündet wurde. So hat es mich also keinen der Morgenden länger als 4:30Uhr im Zelt gehalten, als ich hörte dass die über 100 Heißluftballon wieder in der Luft sind und diese spektakuläre Atmosphäre entstehen lassen.

Es ging weiter Richtung Osten. Weitere 1000+ km mit sehr vielen Höhenmetern bis ich die Georgische Grenze erreiche. Ob ich das wirklich alles mit dem Rad fahre oder vielleicht ein wenig mit dem Zug abkürze schwirrt mir immer wieder im Kopf herum.

In dem Moment in dem ich diese Zeilen schreibe, habe ich schon ein gutes Stück von diesen 1000 km hinter mir. Und so viel kann ich sagen. Langweilig waren diese ganz und garnicht. Ich hoffe, dass ich bald dazu komme das hier auch niederzuschreiben.

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Kommentare

4 Antworten zu „Feierrei und Ballons 🎈“

  1. Günter

    Alles Gute zum Geburtstag . Grandios, was du alles schon erlobt hast. Weiterhin viel Glück.

    1. Vielen Dank Günter. Ja irgendwie ist jeder Tag ein kleines anderes Abenteuer

  2. LG Willy 😊

    Wirklich tolle Erlebnisse
    noch herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag nachträglich
    auch weiterhin eine gute Fahrt, viel Spaß und beeindruckende Erfahrungen
    😊 🌴👌

    1. Danke Willy für deine Worte und Wünsche. Ja es sind wunderbare Erfahrungen die ich hier machen darf.